Interferometrie
Probleme der Hornhautvermessung
Brechungsindex
Für die Stärke der Reflexion R an Grenzflächen verschiedener
Medien ist vor allem das Verhältnis der Brechungsindices n
1
und n
2 verantwortlich.
( 3-16 )
Je ähnlicher sie sind, desto schwächer wird der Reflex, wodurch
Probleme bei der Justierung auftreten können, wenn der Reflex kaum
bis gar nicht mehr am Videobild, auf dem die Teilstrahlen abgebildet werden,
erkennbar ist.
Tabelle 3-1: Brechungsindices der benutzen Medien
Bei einer Reflexion an der Grenzfläche Luft zu Glas ergibt sich
aus Tabelle 3-1 und Gleichung ( 3-16 ) ein Reflex von 4 % der eintreffenden
Strahlleistung. An der Grenzfläche Luft zu Hornhaut sinkt dieser Wert
auf 2,61 %. Der Verlauf der Gleichung ( 3-16 ) ist in Abbildung 3-5 für
die Brechungsindizes einer Hornhaut, einer harten und einer weichen Kontaktlinse
dargestellt.
Abbildung 3-5: Reflexionsverlauf bei Brechungsindexänderung
Da eine Hornhaut jedoch an der Luft austrocknet, muß sie ständig
von einem Flüssigkeitsfilm überzogen sein, bzw. schwimmend in
einem Hilfsmedium vermessen werden. Dafür wäre vor allem der
Einsatz von in der Hornhautchirurgie verwendeten Standardflüssigkeiten
– die Kulturmedien A und B sowie physiologische Kochsalzlösung – wünschenswert.
Am Übergang Kochsalzlösung - Hornhaut sinkt der Reflex dann jedoch
auf 0,0211 %.
Verwendete Medien
Auf der Suche nach einsetzbaren Medien mit anderen Brechungsindizes wurden
folgende Substanzen an weichen Kontaktlinsen getestet, da diese in etwa
den selben Brechungsindex wie Hornhäute aufweisen und ebenfalls an
der Luft austrocknen.
-
physiologische Kochsalzlösung
Diese der Extrazellulärflüssigkeit vom osmotischen Druck
her ähnliche, d. h. isotone Lösung mit einem Gehalt von 0,9 %
NaCl ist ein Standardmedium in der Medizin und kann im Notfall als kurzfristiger
Volumenersatz verwendet werden. Der Reflex beträgt jedoch, wie schon
oben erwähnt, nur 0,0211 % und ist am Videobild kaum bis gar nicht
sichtbar.
Diese Flüssigkeit dient zur Aufbewahrung der zur Transplantation
geplanten Hornhäute bei Raumtemperatur. Sie ernährt und konserviert
diese. Durch den niedrigen osmotischen Druck quillt die Hornhaut bis auf
den doppelten ursprünglichen Durchmesser auf. Der Brechungsindex unterscheidet
sich jedoch kaum von dem einer physiologischen Kochsalzlösung.
Tabelle 3-2: Ingredienzen von 1 l Kulturmedium A
Diese Flüssigkeit dient zum Entquellen der konservierten Hornhäute.
Vierundzwanzig Stunden vor einer Transplantation bzw. vor der Bearbeitung
der Hornhaut wird diese im Medium B gelagert, worauf sie auf ihre alte
Größe schrumpft. Da sich diese Substanz lediglich durch Zugabe
von Dextran vom Medium unterscheidet, bringt auch sie keine nennenswerten
Vorteile.
Tabelle 3-3: Ingredienzen von 1 l Kulturmedium B
-
BSS2 - Balanced Salt Solution
Diese mit Zusatzstoffen angereicherte Kochsalzlösung hat dieselben
optischen Eigenschaften wie eine physiologische Kochsalzlösung.
Tabelle 3-4: Ingredienzen von 100 ml BSS
Die Lösung zum Nachbenetzen von harten und weichen Kontaktlinsen
während des Tragens ist in ihrer Funktion dem natürlichen Tränenfilm
nachempfunden und weist ähnliche optische Eigenschaften auf.
Tabelle 3-5: Zusammensetzung von 1 ml Lens Fresh
Diese Flüssigkeit dient zur Spülung von Wunden und Körperhöhlen
und liefert ebenfalls keine besseren Ergebnisse.
Tabelle 3-6: Zusammensetzung von 10 ml Polybactrin
Diese Augentropfen, die als künstliche Tränenflüssigkeit
dienen, weisen einen ähnlichen Brechungsindex wie eine physiologische
Kochsalzlösung auf und zeigen keine nennenswerten Vorteile.
Tabelle 3-7: Zusammensetzung von 1 ml Protagent
Diese Augentropfen dienen als Breitbandantibiotikum zur Lokalbehandlung
am Auge. Die wäßrige Lösung des Wirkstoffes Gentamicin
ist der Tränenflüssigkeit angepaßt. Sie zeigt etwas bessere
Ergebnisse in Form eines subjektiv stärkeren Reflexes.
Tabelle 3-8: Zusammensetzung von 1 ml Refobacin
Diese Antibiotikakombination zur Lokalbehandlung weist ähnliche
optische Eigenschaften wie Refobacin auf.
Tabelle 3-9: Zusammensetzung von 1 ml Baneocin
Diese Substanz wird in der Augenchirurgie als Ersatz von Kammerwasser
verwendet. Durch die gelartige Beschaffenheit erweist sie sich als unbrauchbar,
da es nur schwer möglich ist, das Medium ohne Bildung von Luftbläschen
aufzutragen.
Tabelle 3-10: Zusammensetzung von 1 ml Healon GV
Das Augengel hat ähnliche Eigenschaften wie die Tränenflüssigkeit
und kann als Ersatzmittel dafür eingesetzt werden. Seine gelartige
Beschaffenheit geht zwar bei Erwärmung auf Körpertemperatur verloren,
kehrt jedoch sofort nach Erkalten wieder zurück.
Tabelle 3-11: Zusammensetzung von 1 g Vidisic Augengel
Diese Fluorescein-Sodium-Lösung brachte keine Veränderungen
bei der Verwendung als Meßmedium. Bessere Ergebnisse wurden jedoch
erzielt, als die Kontaktlinse zuvor mit Hilfe dieser Lösung eingefärbt
und später in einer Kochsalzlösung gemessen wurde. Allerdings
kann die fluoreszierende Schicht nicht mehr vollständig entfernt werden,
und so scheidet diese Lösung ebenfalls aus.
Glycerin wäre durch seinen hohen Brechungsindex [WEA81]
hervorragend geeignet, ist jedoch zu toxisch für das Endothel. Durch
seine gelartige Beschaffenheit treten Schwierigkeiten beim Auftragen und
Entfernen auf. Dies ist zwar durch Verdünnung mit Kochsalzlösung
zu beheben, ändert jedoch den Brechungsindex.
Weitere mögliche Medien
Weitere mögliche, in der Medizin bis jetzt anderweitig eingesetzte
Medien wären verschiedene Substanzen auf der Basis von:
-
Humanalbumin
-
Gelatine
-
Hydroxyethylstärken
-
Aminosäuren
-
Färbemittel
Diese Substanzen sind jedoch noch nicht auf Verträglichkeit getestet
worden und somit ohne Studie nicht verwendbar.
Sich im Einsatz befindende Standardmedien für Hornhäute sind
die schon oben erwähnten Kulturmedien A und B, sowie Optisol, welches
sich aber im wesentlichen nur durch Beigabe von Chondroitinsulfat, dem
Hauptbestandteil von Healon, von ihnen unterscheidet. Prinzipiell gäbe
es noch als Standard Liquorol11, welches
zwar nur in Frankreich erhältlich ist, wobei man aber, ohne die nähere
Zusammensetzung zu kennen, sicher davon ausgehen kann, daß es den
erwähnten Medien ziemlich ähnlich ist. Bei den Färbemitteln
bliebe noch Alicerinrot und Tryanblau. Ersteres ist extrem toxisch für
das Endothel, zweiteres wäre prinzipiell verwendbar, hinterläßt
aber Farbspuren, die nicht mehr zu beseitigen sind.
Der Einfachheit halber ist es jedoch unumgänglich, Medien zu verwenden,
die als fertige Lösungen erhältlich sind oder sich als Standard
in der Hornhautchirurgie bewährt haben.